Nice
In unserem viergängigen Schriftenmenü macht in dieser Saison das gestaffelte Schriftsystem Nice den barockig-herzhaften Auftakt. Especially Nice und superlecker!
- Schriftname Nice
- Design Jan Fromm
- Zurichtung Jan Fromm
- Mastering Olli Meier
- Version 1.0
- Veröffentlicht 29. März 2022
- Finishing Fontwerk
- Auszeichnungen 2023 Communication Arts Award of Excellence
- Font Foundry Fontwerk
- Land D-A-CH
Nice wurde dem Forum Typografie für ein Jahr – 07/2023 bis 07/2024 – zur Verfügung gestellt.
Nice-Schriftsippe – 4 optische Größen, 56 Einzelschnitte, 1 Variable Font Achse
Die Nice™ – ein komplexes Schriftsystem mit einer enormen Bandbreite an typografischen Möglichkeiten
Wir starten den „Schriftwechsel“ in der zweiten Saison mit vier wunderbaren Schriftfamilien. Den Anfang macht das Schriftsystem Nice von Jan Fromm. Dank vier optischer Größen spannt diese Schrift einen weiten, in Bezug auf Design und Leserlichkeit optimierten Bogen von der Anwendung bei Texten in sehr kleinen Schriftgrößen bis hin zu großen, ausdrucksstarken Botschaften. Im Gegensatz zu vielen historisch orientierten Serifenschriften zeichnet sie sich durch einen frischen Look mit leichtem nostalgischem Flair aus.
Nice hat viele Gesichter: offen, elegant, ausdrucksstark, kompakt, robust – jedoch niemals langweilig. Sie ist so lebendig wie möglich, um Botschaften seriös und glaubhaft vermitteln zu können. Ihr Name spricht für sich, sie ist freundlich in der Anmutung, reizvoll im Ausdruck und angenehm in der Benutzung.
Vorbilder im Barock – dennoch kein Revival
Aus ihren barocken Vorbildern bedient sie sich zurückhaltend nur der wichtigsten Ingridienzen: deren Ausdrucksstärke, dem Gegensatz zwischen Strenge und Wärme, einer Verspieltheit der Kursiven sowie subtiler Schrulligkeit. Indem typische dekorative Elemente wie ausufernde Schwünge, verdrehte Tropfen oder eigenwillige Serifen abgemildert und behutsam in ein modernes Gerüst eingearbeitet wurden, setzte Typedesigner Jan Fromm ihre historische Formensprache in einen zeitgemäßen Kontext. Viele Eigenheiten der damaligen Schriften konkurrieren mit heutigen Lesegewohnheiten. Auf zu große Versalien wie z.B. bei einer Baskerville oder den überbordenden Formenreichtum einer Fleischmann Kursiv wurde daher konsequent verzichtet.
Die Nice ist mitnichten ein Revival, vielmehr wurden die noch heute sinnvollen Attribute klassischer Barockschriften einer erfrischend modernen Textschrift auf den Leib geschneidert. Ihre Verfügbarkeit im zeitgemäßen Variable-Font-Format (inklusive im Superfamily-Paket) lässt ihre dezenten geschichtlichen Anleihen beinahe ganz vergessen.
Klarheit, Lebendigkeit und Leserlichkeit als Zielsetzung
Jan Fromm ließ sich bei der mehrjährigen Gestaltung kontinuierlich von drei Zielsetzungen leiten: Klarheit, Lebendigkeit und Leserlichkeit. Die optischen Größen erlauben ein hohes Maß an Kompromisslosigkeit und anwendungsspezifischer Optimierungen. So lassen eine großzügige x-Höhe und offene Formen die kleinen optischen Größen Text und Micro schnell und flüssig lesen. Dass die Schrift trotz ihrer Effizienz lebendig bleibt, liegt an ihrem humanistischen Duktus und an vielen Details: Betonte vertikale Serifen (z.B. C, E, T), subtil gebogene horizontale Serifen, kräftige Tropfen, Punkte und Akzente, Elemente mit handgeschriebenem Charakter (Q, &, £), Inktraps (in kleinen optischen Größen) und unterschiedliche Neigungswinkel in den Kursiven.
Im Gegensatz zu historisch orientierten Textschriften, die üblicherweise Mediävalziffern beinhalten, entschied sich Jan Fromm für proportionale Versalziffern, da diese besser in den großen optischen Größen Headline und Poster funktionieren. In deren angedachten großen, textlich meist kurzen Anwendungsfällen würden Mediävalziffern ob ihrer Verspieltheit als eher störend empfunden. Diese Entscheidung wurde nicht zuletzt auch zugunsten der Variabilität untereinander auf die Nice Text und Nice Micro übertragen. Damit sie sich hierfür eignen, wurden die Ziffern etwas schmaler angelegt. So fügen sie sich hervorragend in Fließtexte ein und überzeugen auch in responsiven Umgebungen.
Reichhaltiger Umfang – stufenweiser Ausbau geplant
Nice hat viele Gesichter: offen, elegant, ausdrucksstark, kompakt, robust – jedoch niemals langweilig. Sie ist so lebendig wie möglich, um Botschaften seriös und glaubhaft vermitteln zu können. Ihr Name spricht für sich, sie ist freundlich in der Anmutung, reizvoll im Ausdruck und angenehm in der Benutzung.
Neben den verschiedenen Ziffernarten, den Familienmitgliedern Poster, Headline, Text und Micro und der Menge an unterschiedlichen Gewichten (ExtraLight bis Black) ist die Nice mit einem reichhaltigen typografischen Repertoire an Kapitälchen, Pfeilen und Symbolen ausgestattet. Ob Editorial Design, Fashion, Branding oder Packaging – die Nice macht immer eine gute Figur.
Der Designer selbst empfiehlt, die Micro für Schriftgrößen von etwa 6 bis 9 pt, die Text von etwa 9 bis 16 pt, die Headline bis etwa 48pt und die Poster für größere Anwendungsfälle einzusetzen. Letztlich fließen in eine solche Entscheidung jedoch vor allem individuelle Umstände und Vorlieben ein.
Die besondere Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten soll durch die geplante Ergänzung von Breiten wie Condensed und Extended sowie Spracherweiterungen wie Kyrillisch, Griechisch und Vietnamesisch noch vergrößert werden.
Der Designer Jan Fromm
Die Schriften der Typo-Legende Lucas de Groot hinterlassen seit fast 30 Jahren ihre Spuren. Darüber hinaus prägt er mit seiner Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Potsdam das schriftgestalterische Wirken vieler junger Designerinnen und Designer. Auch jenes von Jan Fromm, dessen besonderes Talent de Groot erkannte und den er noch während des Studiums zu sich holte.
Der 1976 geborene Fromm unterstützte LucasFonts bei umfangreichen Custom-Font-Projekten und dem Ausbau der Schriftbibliothek und war maßgeblich am Konzept sowie Design der Website beteiligt. Der multidisziplinäre Designer arbeitet seit 2003 freiberuflich an eigenen Schriften, Logos, grafischen und Webprojekten. Die Arbeiten des Kaffee-liebende Cineasten sind gekennzeichnet durch Funktionalität und Klarheit und die Reduktion auf Wesentliches. Ein scharfer Blick für Details ist durchweg erkennbar.
Die Foundry Fontwerk
Gründer & Geschäftsführer Ivo Gabrowitsch startete Fontwerk Anfang 2019. Zuvor war er Marketingleiter von FontShop International und nach der Übernahme durch Monotype in verschiedenen Rollen tätig, zuletzt als Senior Director of Marketing für das Digital-Commerce-Geschäft um MyFonts, Linotype, FontShop, Fonts.com und FontExplorer X.
Aus dem typografischen Epizentrum Berlin heraus agiert Fontwerk als festes Team und freies Netzwerk aus internationalen Designern, Font-Technikern und Marketingexperten. Viele entstammen dem ursprünglichen FontShop-Universum; dem Ort, wo typografische Trends gesetzt, einfache Lizenzmodelle ersonnen, experimentelle Grenzen ausgelotet wurden und die größte Bibliothek zeitgenössischer Schriften entstand. Diese DNA trägt Fontwerk in sich und entwickelt sie weiter – 100% unabhängig.